ALPENLAND|magazin

Bergsteigen in den Wiener Hausbergen

Köberlgrat (I+ bis II+), Hohe Wand

Steigname: Köberlgrat
Schwierigkeitsgrad Erwachsene: I+ (Umgehungen II+)
Schwierigkeitsgrad Kinder: II+
Zustieg: ca. 40 Minuten
Steiglänge: ca. 230 Höhenmeter
Kletterzeit: ca. 180 Minuten

Ich mag ja die „stillen, steilen Wege“ auf die Hohe Wand. So nennt Behm in seiner Literatur die zahlreichen Kletterein in den unteren Schwierigkeitsgraden, die wenig begangen und meist auf historischen Spuren auf das Plateau der Hohen Wand führen. Das Problem dabei: manchmal entpuppen sich diese Routen als entbehrliche, brüchige „Erdruachler“. So auch der Köberlgrat – vor allem dann, wenn das Erdreich sehr feucht ist.

Volki meint zu diesem Anstieg, dass er noch jedem gefallen hätte und auch Behm schwärmt von einem landschaftlich und technisch abwechslungsreichen Steig in einer der einsamsten Gegenden der Hohen Wand. Nun, der landschaftliche Reiz ist – wie überall auf der Hohen Wand – tatsächlich gegeben. Dass der Steig viele Anhänger hätte, kann ich mir aber beim besten Willen nicht vorstellen. Aber der Gusto der Leute ist halt verschieden, und das ist gut so.

Der Zustieg zum Steig erfolgt vom Wanderparkplatz Zweiersdorf aus. Man folgt zuerst den Wegweisern zum Hubertushaus, biegt an der Forststraße nach rechts ab und folgt dieser, bis eine Rinne nach oben zum Wandfußsteig führt. Diesem geht es nach rechts etwas länger entlang, wobei man aufpassen muss. Entgegen der Literatur gibt es nämlich keinen Wegweiser an einem Baum mehr. Aber: irgendwann ist ein Baum rechter Hand mit „KG“ und einem roten Punkt markiert. Hier beginnt der Köberlgrat.

Zuerst geht es rauf zu einer imposanten Wand und zur Köberlschlucht. Diese ist eine Geröllrinne, in der man sich am sinnvollsten ganz links hält. Während Behms Topo die Schlucht bis zum Ende geht, steigt man am besten so rasch wie möglich über die rechte Begrenzungswand aus (II+), da es in der Schlucht bald sehr erdig und abgeschmiert wird. Diese „Erdigkeit“ bleibt über 8 Seillängen erhalten. Erst die Ausstiegswand wird erdfrei und fein werden.

Nach der Schlucht umgeht Behms Topo ein brüchiges Felswandl links durch das Erdreich. Hier kann man das Wandl direkt nehmen (II+) und erspart es sich so zumindest ein paar Meter lang, durch die Erde zu wühlen. Bis zum Steigbuch folgt man nun den roten Punkten, wobei die Erde nicht weniger wird und so gut wie jeder Fels genug davon auf sich trägt.

Nach dem Buch geht es bald – erdig, wie sonst – in eine Querung unter einer feschen Wand. Ab hier beginnen auch schon die letzten 1,5 Seillängen (mit einem 50-Meter-Seil). Und hier beginnt auch der Grund, warum man sich an den Köberlgrat letzten Endes doch mit einer guten Grundstimmung erinnern wird. Das Schlusswandl ist genial! Keine Erde, kein brüchiger, sondern plötzlich bombenfester Fels, ausgesetzt, aussichtsreich, aber trotzdem im (ja nachdem, wie man es angeht) moderaten I+ oder II- Grad. Wenn der ganze Köberlgrat so wäre, wäre es die schönste Kletterroute in dieser Schwierigkeit im gesamten Alpenvorraum. So ist und bleibt es halt ein Erdruachler mit geiler Schlusswand 😉

Fazit: Nur eingefleischten alpinen Nostalgikern zu empfehlende, brüchige und erdreiche Kletterei in den unteren beiden Schwierigkeitsgraden.

Weiter Beitrag

Zurück Beitrag

Antworten

eMail-Benachrichtigung bei weiteren Kommentaren.
Auch möglich: Abo ohne Kommentar.

© 2024 ALPENLAND|magazin

Thema von Anders Norén