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Bergsteigen in den Wiener Hausbergen

Hoher Hengst

Obwohl an seinen Hängen die Zahnradbahn auf den Schneeberg fährt und dabei sogar die beliebte Hengsthütte passiert, fristet der Hohe Hengst ein weitgehend unbekanntes Dasein. Steht er doch als Trabant des Schneebergs in dessen Schatten. Das ist einerseits schade, weil eine Überschreitung des Hohen Hengstes in vielerlei Hinsicht sehr lohnend ist, andererseits ist es gut, da es somit auch rund um den Schneeberg Touren gibt, bei denen man im Grunde niemandem begegnet. Am hohen Hengst kann man ungestört die wunderbare Natur erleben.

Diese eher unbekannte Runde startet im ebenfalls wenig bekannten Ort Rohrbach im Graben. Wobei das Dorf sicher bekannter ist, als der Hohe Hengst, denn dort befindet sich mit Marias Land ein unter Kennern bekanntes und beliebtes Fischrestaurant.

Der Weg startet gleich mal fulminant durch die kurze, aber schöne Rohrbachklamm. Diese mündet in eine Forststraße, die zu einer idyllischen Alm führt, welche man anschließend gequert. Schon bald gelangt man so zur Vinzenz-Kapelle. Diese ist ein Holzbau, neben dem sich eine kleine, feine Felskanzel mit guter Aussicht befindet.

Weiter geht es zur Ternitzer Hütte der Naturfreunde, wo sich eine Einkehr zwecks Kaffee anbietet. Denn anschließend geht es wieder steil und anstrengend weiter. Über einen Hang erreicht man den Bahnwanderweg und quert die Gleise der Schneeberg-Zahnradbahn, um zum (unbewirtschafteten) Adolf-Kögler-Haus des ÖTK zu gelangen. Führte uns bis hierher eine Markierung (nämlich einen blaue), so geht es ab nun unmarkiert (am Beginn mit einer blassroten Punktmarkierung) weiter.

Was folgt ist ein wunderbarer, steiler, felsiger, etwas heikler Anstieg, der in einen Kamm mündet, dem man bis zu einer Forststraße folgt. Diese geht es kurz bergan, bis ein Pfad zum Gipfel des Hohen Hengstes führt. Wer noch nicht beseelt genug ist, steht nun dem Schneeberg Aug in Aug gegenüber. Wirklich schön!

Der Hohe Hengst ist im Wesentlichen ein fesches Weidegebiet. Seinem Rücken wird zum Abstieg aussichtsreich in Richtung Niederer Hengst gefolgt, bis man den Tischenwiesel (auch: Großer Sattel), den Sattel zwischen Hohem und Niederem Hengst, erreicht. Die vom ÖTK-Haus bis hierher zurückgelegte Strecke ist vielleicht eine der schönsten Abschnitte rund um den Schneeberg, die man einsam bewandern kann.

Es folgt ein Abstieg auf einem Forstweg. Klingt wenig spektakulär, ist aber besser als man denkt. Erstens ist man noch ganz hin und weg vom Hohen Hengst und zweitens ist der Weg recht fesch. Außerdem führt er – wieder die Gleise der Bahn überquerend – zur Hengsthütte, wo sich eine bodenständig kulinarische Einkehr lohnt.

Ganz in der Nähe befindet sich auch die eingangs erwähnte Alm, auf der man nun zum bereits bekannten Weg absteigt, der einem durch die Rohrbachklamm wieder zum Ausgangspunkt zurückbringt.

Fazit: Die Überschreitung des Hohen Hengst ist eine in jeder Hinsicht lohnende, einsame, aussichtsreiche Runde am sonst doch recht bevölkerten Schneeberg. Ein Geheimtipp für alle, die sich nicht vor kurzen unmarkierten Passagen fürchten.

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Thema von Anders Norén