In der Diskussion um klimafreundliche Mobilität gelten öffentliche Verkehrsmittel oft als das Nonplusultra. Und ja – ein gut ausgelasteter Linienbus oder eine voll besetzte Bahn schneidet in Sachen CO₂-Bilanz meist besser ab als ein einzelnes Auto. Aber was, wenn die Realität – besonders am Land – ganz anders aussieht? Das behandeln wir heute unter dem Titel: „Auto vs. Öffis – Wann ist das Auto klimafreundlicher?“

Ich möchte heute eine These aufwerfen, die auf den ersten Blick provokant wirkt, bei näherer Betrachtung aber durchaus Hand und Fuß hat:
Ein voll besetzter PKW kann unter bestimmten Bedingungen klimafreundlicher sein als der öffentliche Verkehr.
Öffi gut – aber nur bei Auslastung
Zahlen belegen das: Ein moderner Linienbus verursacht im Schnitt etwa 60 g CO₂ pro Personenkilometer – vorausgesetzt, er ist gut besetzt. Ein durchschnittlich besetzter PKW liegt hingegen zwischen 120 und 180 g CO₂ pro Personenkilometer – je nach Fahrzeugtyp und Fahrweise. Klingt eindeutig. Doch diese Werte gelten nur bei realistischer Auslastung – und hier beginnt das Problem.
Gerade am Land ist der Bus oft nur alle paar Stunden unterwegs – manchmal gar nicht dann, wenn man ihn wirklich braucht, z. B. früh morgens oder am Wochenende. Und selbst wenn er fährt: Wie oft sitzt wirklich jemand drin? Leere Busse sind keine Seltenheit – und ihre CO₂-Bilanz pro Kopf sinkt damit rapide.
Vier im Auto – besser als ihr Ruf
Stellen wir uns vor: Vier Personen – etwa Arbeitskolleg:innen, Familienmitglieder oder Freund:innen – teilen sich ein Auto. Ein moderner Mittelklassewagen stößt etwa 120 g CO₂ pro Kilometer aus. Bei vier Insassen entspricht das nur 30 g CO₂ pro Personenkilometer – also sogar weniger als beim Bus im Durchschnitt.
Natürlich hängt das vom Fahrzeug, der Strecke und der Fahrweise ab. Doch die Tendenz ist klar: Wenn wir das Auto teilen, wird es plötzlich effizient. Fahrgemeinschaften, besonders auf dem Land, können also ein entscheidender Teil der Lösung sein – nicht das Problem.
Was heißt das jetzt konkret?
- Autofahren ist nicht automatisch schlecht, vor allem wenn das Auto geteilt wird.
- Öffis sind nicht immer besser, vor allem, wenn sie schlecht ausgelastet oder unpraktisch sind.
- Fahrgemeinschaften, Rufbusse und geteilte Mobilität (z. B. gemeinschaftlich genutzte Autos in der Nachbarschaft) sind oft ein sinnvoller, realitätsnaher Mittelweg dort, wo der Ausbau des Öffi-Netzes weniger sinnvoll oder möglich ist.
Klimaschutz braucht Pragmatismus
Wenn wir wirklich etwas fürs Klima tun wollen, brauchen wir nicht mehr Ideologie, sondern mehr Realitätssinn – besonders außerhalb der Großstädte. Nicht jede:r kann oder will täglich stundenlange Umwege in Kauf nehmen, nur um emissionsärmer unterwegs zu sein.
Die Mobilitätswende gelingt nur, wenn wir alle mitnehmen – auch jene, die am Land leben. Darum: Lasst uns nicht pauschal verteufeln, sondern gemeinsam klüger nutzen, was wir haben!
Wie siehst du das?
Soviel zum Thema „Auto vs. Öffis – Wann ist das Auto klimafreundlicher?“. Wie siehst Du das? Bist du mehr Team Öffi, Team Fahrgemeinschaft – oder irgendwo dazwischen? Schreib’s gern in die Kommentare – ich freue mich auf den Austausch!