Im letzten Beitrag haben wir uns allgemein mit den Folgen des neuen Elektrizitätswirtschaftsgesetzes (ElWG) beschäftigt, das derzeit in Begutachtung ist. Heute möchte ich einen Aspekt herausgreifen, der in den letzten Wochen besonders für Aufregung gesorgt hat: die geplanten Netzgebühren für Photovoltaik-Einspeiser:innen.
Rund um das Thema „Netzentgelt für PV-Überschuss“ kursiert nach wie vor viel Unsicherheit und – wie so oft – auch viel Panikmache. Zeit also für eine nüchterne Analyse.

Wann kommen die Netzgebühren?
Zunächst das Wichtigste: Das ElWG tritt nicht 2026, sondern frühestens 2027 in Kraft. Erst ab diesem Zeitpunkt könnten tatsächlich Netzgebühren für eingespeisten PV-Strom schlagend werden.
Der Chef der E-Control hat mehrfach betont, dass es sich dabei nicht um hohe Beträge handeln werde, sondern um „Centbeträge je Kilowattstunde“. Besonders kleine Anlagen – voraussichtlich unter 5 kWp – sollen überhaupt ausgenommen sein.
Warum die Aufregung?
Kritiker:innen, darunter auch die ehemalige Umweltministerin, sehen in den Plänen eine „Bestrafung von Klimaschutz“. Viele PV-Besitzer:innen fühlen sich überrumpelt, weil sie auf stabile Einspeiseerlöse gesetzt haben.
Doch die nüchterne Wahrheit lautet: Gewinne aus Einspeisung waren schon bisher kaum realistisch.
Die Vergütungen bewegen sich seit Jahren im Bereich weniger Cent pro kWh – oft 2 bis 8 Cent. Wer seine Anlage stark überdimensioniert hat, um mit Einspeisung rasch zu amortisieren, hat auf eine wackelige Karte gesetzt.
Rechenbeispiel: 5 kWp vs. 10 kWp
Nehmen wir einen typischen österreichischen Haushalt mit 3.500 kWh Jahresverbrauch.
- 5 kWp-Anlage
- Investition: ca. 7.000 €
- Erzeugung: 5.000 kWh
- Eigenverbrauchsanteil: ~70 % (3.500 kWh)
- Einspeisung: 1.500 kWh
- Erlös: ca. 120 € (bei 8 Cent/kWh)
- Gesamtersparnis/Jahr: ca. 995 €
- 10 kWp-Anlage
- Investition: ca. 12.000 €
- Erzeugung: 10.000 kWh
- Eigenverbrauchsanteil: ~35 % (3.500 kWh)
- Einspeisung: 6.500 kWh
- Erlös: ca. 520 €
- Gesamtersparnis/Jahr: ca. 1.395 €
Die größere Anlage bringt zwar mehr absoluten Ertrag, doch die Wirtschaftlichkeit pro investiertem Euro ist geringer.
Kommen ab 2027 zusätzlich 1–2 Cent Netzgebühr pro eingespeister kWh, sinkt der Vorteil der großen Anlage nochmals deutlich – im Beispiel auf nur noch rund 65 € Mehrertrag pro Jahr.
Dynamische Modelle als Chance
Spannend ist, dass das ElWG auch dynamische Netzgebühren vorsieht. Diese würden – ähnlich wie dynamische Stromtarife – die Einspeisung dann begünstigen, wenn das Netz gerade Bedarf hat, und in Zeiten von Überschuss stärker belasten.
Das wäre im Vergleich zu starren Pauschalgebühren ein fairer und marktgerechter Ansatz, der auch Anreize für Speicher und Lastverschiebung setzt.
Fazit: Eigenverbrauch ist der Schlüssel
Die wichtigste Botschaft lautet:
👉 Der Gewinn einer PV-Anlage liegt im Eigenverbrauch – nicht in der Einspeisung.
- Anlagen sollten maßvoll dimensioniert sein.
- Speicher können helfen, den Eigenverbrauch weiter zu steigern.
- Lastverschiebung (z. B. Wäsche, Boiler, E-Auto) in Zeiten hoher PV-Produktion zahlt sich doppelt aus.
- Wer schon länger eine PV hat, hat sie in der Regel ohnehin längst amortisiert.
Die geplanten Netzgebühren sind also kein Drama, sondern eine Erinnerung daran, worauf es wirklich ankommt: unabhängiger vom Strommarkt zu werden und die eigene Energie bestmöglich selbst zu nutzen.
💬 Wie groß ist deine Anlage?
Wie viel davon nutzt du selbst – und wie viel speist du ins Netz ein? Was sagst Du zum Thema „Netzentgelt für PV-Überschuss“?
Diskutieren wir in den Kommentaren, was die Zukunft für uns PV-Besitzer:innen bringt!