Immer wieder hört man den Ratschlag: „Mach doch einfach das ganze Dach voll mit PV-Modulen!“ Doch ist das wirklich sinnvoll? In diesem Beitrag werfen wir einen kritischen Blick auf die Dimensionierung von Photovoltaikanlagen, Einspeisevergütungen, Speicherlösungen und geben praxisnahe Tipps für eine nachhaltige und wirtschaftlich sinnvolle Auslegung. Wir klären also, warum Du Dein Dach nicht vollmachen musst.

Der Mythos vom „Vollmachen“ des Dachs
Der Ratschlag, möglichst viele PV-Module aufs Dach zu packen, stammt aus einer Zeit, als Einspeisevergütungen lukrativ waren – beispielsweise über 50 Cent/kWh in Deutschland vor 20 Jahren. Diese Zeiten sind vorbei. Heute ist Einspeisung kein Geschäftsmodell mehr, sondern nur noch ein kleiner Ausgleich.
Zudem verursacht eine überdimensionierte Anlage unnötige Kosten:
- Höhere Investitionen
- Geringe Einspeisevergütung (3–5 Cent/kWh)
- Teure Speicherlösungen, die sich kaum amortisieren
Ein smarter Ansatz: Verbrauchsorientierte Dimensionierung
Am Beispiel des Autors:
Früherer Stromverbrauch: ca. 3.800 kWh/Jahr
Geplante Umstellung auf E-Auto und Stromheizung → realistischer zukünftiger Bedarf: ca. 5.000 kWh/Jahr
Gewählte Anlagengröße:
5,32 kWp (ergibt rund 5.000 kWh Ertrag pro Jahr, bei der Faustregel: 1 kWp ≈ 1.000 kWh)
👉 Faustregel:
Jährlicher Stromverbrauch in kWh ÷ 1.000 = empfohlene Anlagenleistung in kWp
Tipp: Plane etwa 25–30 % Puffer ein, wenn du künftig mehr Strom verbrauchst (z. B. durch Wärmepumpe oder E-Mobilität).
Speicher: Sinnvoll oder nur teuer?
Ein häufiges Missverständnis: Speicher müssen rentabel sein. In der Praxis sind sie meist ein Kostentreiber.
Beispielrechnung Speicher (5 kWh):
- Investitionskosten: ca. 5.000 €
- Rentabel wäre: max. 2.500 €
- Ersparnis gegenüber Netzstrom (bei 10 Cent/kWh): nur langfristig sichtbar
- Speicherverluste und entgangene Einspeisung verschlechtern die Bilanz
Fazit: Speicher lohnen sich derzeit selten im Privathaushalt – vor allem nicht im Winter, wenn der Eigenverbrauch ohnehin hoch ist.
Vergleichstabelle: „Dach vollmachen“ vs. „bedarfsgerecht planen“
Kriterium | Dach vollmachen (10–15 kWp) | Bedarfsgerechte Planung (5–6 kWp) |
---|---|---|
Investitionskosten | Hoch | Moderat |
Eigenverbrauchsquote | Niedrig (20–40 %) | Hoch (60–80 %) |
Überschuss-Strom | Viel, meist schlecht vergütet | Gering, besser verwertbar |
Amortisationszeit | Lang (>15 Jahre) | Kurz (8–12 Jahre) |
Notwendigkeit von Speicher | Hoch (zur Eigenverbrauchserhöhung) | Gering bis optional |
Ökologischer Nutzen | Hoch, aber geringerer Wirkungsgrad | Hoch, mit guter Effizienz |
Flexibilität bei Nachrüstung | Eingeschränkt | Besser (Reserve am Dach bleibt) |
Fazit von „Warum Du Dein Dach nicht vollmachen musst„: Bedarf statt Maximalfläche
Mehr ist nicht automatisch besser. Eine PV-Anlage sollte:
- Den erwarteten Eigenverbrauch abdecken
- Möglichst effizient arbeiten
- Sich wirtschaftlich tragen
Speicherlösungen lohnen sich derzeit meist nur ideell – oder wenn Blackout-Sicherheit ein zentrales Anliegen ist.
Dein Stromverbrauch liegt bei rund 5.000 kWh/Jahr?
Dann ist eine PV-Anlage mit etwa 5–6 kWp die wirtschaftlich und ökologisch sinnvollste Wahl – mit etwas Luft nach oben für zukünftige Verbrauchssteigerungen.
Fragen oder eigene Erfahrungen?
Dann teile sie gerne in den Kommentaren!