Steigname: Zweiergrat
Schwierigkeitsgrad Erwachsene: II+ (Schlußwand III)
Schwierigkeitsgrad Kinder: II+ (Schlußwand IV)
Zustieg: ca. 60 Minuten
Steiglänge: ca. 150 Höhenmeter
Kletterzeit: ca. 150 Minuten
Man möchte meinen, auf der Hohen Wand wäre es nahezu unmöglich, schöne neue Kletterrouten in den einfacheren Schwierigkeitsgraden zu entdecken. Gut, manchmal weicht man versehentlich von bestehenden Routen ab. Das ist uns letztens bei der Wilden Völlerin passiert, als wir die Variante Wilde Gröllerin “entdeckten”. Aber diese Varianten sind eben erstens nur Varianten und zweitens selten schöner als das Original.
Umso mehr verwundert es, dass Felix Grafl die Entdeckung einer völlig neuen, wunderschönen Route im Schwierigkeitsgrad II+ bzw. III gelungen ist – und man fragt sich, warum dieses Juwel nicht schon vor hundert Jahren gefunden wurde. Liegt es doch direkt vor der Nase gleich nach dem Brückerl vom Leitergrabenweg. Jedem, der dort schon mal gegangen ist, muss der rechts liegende Grat aufgefallen sein. Aber es brauchte die Neugier eines Felix Grafls, um diesen Grat in das Bewußtsein der Liebhaber von alpinen, rustikalen Anstiegen auf das Plateau der Hohen Wand zu bringen.
Ich hatte kürzlich die Freude, gemeinsam mit Felix diese Neuentdeckung namens Zweiergrat (Topo siehe Website von Thomas Behm) zu begehen. Und ich kann meiner Begeisterung tatsächlich kaum Ausdruck verleihen. Für mich handelt es sich um eine der schönsten und gutartigsten Kletterrouten in diesem Schwierigkeitsgrad auf der gesamten Hohen Wand.
Im wesentlichen verläuft sie entlang einer absolut logischen Linie und entlang eines teilweise sehr scharf ausgeprägten Grates. Das tolle daran: die Schwierigkeit ist von Beginn an homogen und der Fels kompakt und rau. Das macht eine Begehung zum wirklich lohnenden Erlebnis – vor allem dort, wo der Grat ausgesprochen ausgeprägt ist. Durch die Tatsache, dass sich der Grat im Steilföhrengelände des Leitergraben befindet, erhält der Zweiergrat eine sehr romantische, ursprüngliche Prägung.
Es gibt im Verlauf dieses Steiges nur zwei ganz kurze Strecken gutartiges Gehgelände. Den Rest verbringt man im Kontakt mit bestem, überraschend gutem Fels. Es hat sich mittlerweile jemand gefunden, der sehr bedacht rund 4 Bohrhaken im gesamten Steigverlauf gesetzt hat. Und zwar genau dort, wo man sie braucht. Zur Absicherung braucht man also keine Klemmkeile mehr mit, dafür aber Schlingen und Expressen. Ebenso wurden die ursprünglich nur schwer sichtbaren roten Punkte durch sichtbarere ersetzt. Ein Verirren (das auf einem Grat ohnehin nur schwer möglich ist) ist somit ausgeschlossen.
Tipp: Das Steigbuch befindet sich in einer Nische nach einem Eck in der 6. Seillänge.
Das Plateau erreicht man nahe des Hochkogelhauses bzw. des Gasthauses Luf. Dort empfiehlt sich eine Einkehr, bevor es über den Straßenbahnerweg zurück zum Auto geht.
Fazit: Ein ausgesprochenes Hohe-Wand-Juwel, das sehr lohnend ist und sicher jeden in seinen Bann ziehen wird. Nicht mehr und nicht weniger.