Zum Inhalt
Startseite » Blog » Unpackbar! Warum zahlst Du freiwillig zu viel für Deinen Strom?

Unpackbar! Warum zahlst Du freiwillig zu viel für Deinen Strom?

YouTube player

Ich habe in meinen letzten Videos immer wieder davon gesprochen, dass ich Strom zum Börsenpreis – genauer gesagt zum stündlichen Spotmarktpreis – beziehe und dass das immer die günstigste Variante ist.

Eigentlich habe ich angenommen, dass jeder weiß, was das ist. Im Gespräch mit Bekannten hat sich aber herausgestellt: es hat sich noch nicht mal herrumgesprochen, dass man seinen Stromanbieter einfach so wechseln kann. Geschweige denn, dass es Wissen zu den verschiedenen Abrechnungsmodellen gäbe. Und das nach mehr als 20 Jahren des freien Strommarkts in Österreich.

Ziemlich erschüttert stelle ich also fest: es ist Zeit, aufzuklären. Über den freien Strommarkt und über dynamische, netzdienliche Tarife.

Ich verstehe es wirklich nicht. Allenorts wird über zu hohe Strompreise geheult und viele, viele Kunden bleiben einfach dennoch beim bisherigen, teuren Stromanbieter. Das hat verschiedene Gründe, aber nach vielen Gesprächen ist mir nun klar: die allermeisten verstehen den liberalisierten Strommarkt einfach gar nicht. Und das nachdem es den freien Strommarkt in Österreich sei 1. Oktober 2001 gibt. Es ist ein Trauerspiel.

Aber es gibt auch Abhilfe. Nämlich dieser Text bzw. das Video oben, in dem ich Euch erkläre, wie der Markt funktioniert, wie Ihr einfach den Anbieter wechselt und was Ihr bei einem Wechsel bedenken solltet.

Fangen wir bei den Basics an: woraus setzt sich der Strompreis zusammen?

Grundsätzlich aus dem echten Strompreis, dem sogenannten Arbeitspreis oder Verbrauchspreis und den Netzgebühren. Den Strompreis pro kWh verrechnet Euch der Erzeuger des Stroms bzw. der Stromhändler. Den könnt Ihr (im Grunde jederzeit) wechseln und dieser Preis macht rund 2/3 Eurer Stromrechnung aus.

Nicht wechseln könnt Ihr den Netzbetreiber. Das ist meistens der Landesenergierversorger, der die Infrastruktur betriebt, die den Strom zu Euch in die Steckdose bringt. Die Netzgebühren betragen rund 1/3 Eurer Stromrechnung.

In der Regel bekommt Ihr eine Stromrechnung vom Stromanbieter (also dem Erzeuger oder Händler), auf der beide Posten verrechnet werden.

Um Es vereinfacht zu sagen: wenn Ihr Stromkosten von 30 Cent pro Kilowattstunde (kWh) habt, dann betragen die Netzgebühren ca. 10 Cent und der Preis des Stroms, also der Verbrauchspreis liegt bei ca. 20 Cent.

Genau diese 20 Cent pro kWh könnt Ihr nun durch kluge Wahl des Stromanbieters reduzieren. Der durchschnittliche Spotmarktpreis lag 2023 bei 10,5 Cent pro kWh. Ihr hättet Euch in diesem Beispiel also rund 10 Cent pro kWh sparen können. Bei einem typischen durchschnittlichen Hausverbrauch von 4.500 kWh pro Jahr wäre das immerhin eine Ersparnis von EUR 450,00 Euro im Jahr 2023 gewesen!

Alles, was Ihr dazu hättet tun müssen wäre ein Wechsel des Stromanbieters gewesen.

So ein Wechsel ist supereinfach. Ihr sucht Euch einfach auf der Website von eControl den Stromanbieter Eurer Wahl, besucht seine Website und füllt dort das Umstiegsformular aus. Fertig. Alles andere macht der neue Anbieter für Euch.

Alles, was ich hier über Strom erzähle, gilt im Übrigen 1:1 für Gas. Nur so als Tipp.

Was solltet Ihr nun bei der Entscheidung für einen neuen Stromanbieter beachten?

Ganz ehrlich, die Grundparameter sind: günstig muss er sein. Und 100% Strom aus erneuerbaren Energien liefern. Außerdem soll die Bindungsfrist sollte so kurz wie möglich sein.

Und da kommen wir zum Punkt: die meisten Anbieter arbeiten mit Vertragsbindungen und Fixpreisen. Meist so, dass das erste Jahr gebunden ist und man danach monatlich aussteigen kann. Fixpreise sind beliebt, weil man da genau weiß, was einem auf der Stromrechnung erwartet. Aber: Fixpreise sind immer die teuersten Preise.

Die günstigsten Anbieter sind immer jene, die die Preise des sich stündlich ändernden Spotmarkts (also der Strombörse) weitergeben. Warum? Weil alle anderen Anbieter auch dort ihren Strom kaufen, allerdings nicht orakeln können, wie hoch der Börsenpreis in z.B. einem halben Jahr sein wird. Und daher erfolgt im Zuge einer Preisgarantie immer ein – meist stattlicher – Risikoaufschlag.

Die Anbieter dynamischer Tarife ersparen sich diesen Risikoaufschlag und leben von einem minimalen Aufschlag auf den Börsenpreis. Wir reden hier von in der Regel um die 1,5 Cent pro kWh. Und das ist der Grund, warum über mehrere Wochen oder Monate betrachtet die Spotmarktanbieter immer die günstigsten Anbieter sind.

Also bitte, steigt um und erspart Euch Geld! Oder hört auf, über hohe Strompreise zu jammern!

Zukunft: dynamische Strompreise

Dynamische Strompreise sind im Rahmen der Energiewende ohnehin die Zukunft und mittel- bis langfristig werden auch die Landesenergieversorger solche vermehrt anbieten. Steiermark Energie ist hier schon vorgeprescht und haben ein Angebot ähnlich den momentanen Platzhirschen auf diesem Gebiet: aWattar und Spotty.

Um in den vollen Genuss stundendynamischer Strompreise zu kommen, muss bei Euch ein Smartmeter verbaut sein. Da dies aber schon bei 95% der Haushalte der Fall ist, ist die Chance groß, dass Ihr bereits ein Smartmeter habt. Wenn Ihr Euch nicht sicher seit, so fragt bei Eurem Netzbetreiber nach und bestellt ein Smartmeter. Die Netzbetreiber sind verpflichtet, Euch ein solches kostenlos einzubauen.

Warum sind dynamische Preise auf Basis des Spotmarktes die Zukunft? Na, weil sie netzdienlich sind. Strom ist über den Tag gesehen immer dann am günstigsten, wenn die Sonne scheint und/oder der Wind geht – also besonders viel erneuerbare Energie im Netz ist. Manchmal ist sogar zuviel Energie im Netz, dann fallen die Preise ins Minus und man bekommt Geld fürs Verbrauchen von Strom. Es gab einen Tag im Sommer 2023, da bekam man über 50 Cent pro verbrauchter kWh Strom. Aber hallo!

Dynamische Tarife sorgen also dafür, dass die Menschen jenen Teil des Stromverbrauchs, der steuerbar ist (also zum Beispiel Geschirrspüler oder Waschmaschine) in jene Stunden legen, in denen der Strom am günstigsten ist. Es wird daher dann viel Strom verbraucht, wenn viel Strom erneuerbar erzeugt wird. Das tut dem Stromnetz natürlich gut. Und der Geldbörse auch.

Im Übrigen: Es kommt aktuell bei allen Anbietern von Spotmarktpreisen der Day-Ahad-Index zur Anwendung. Man weiß also schon am Vortag, wann der Strom am nächsten Tag am günstigsten ist und kann seinen Ablauf planen. Noch einfacher ist es natürlich, man steuert seine Geräte automatisch. Aber das ist wieder ein anderes Thema.

Für heute wollen wir es dabei belassen, dass Ihr bitte, bitte den Mut fasst, einen günstigen Stromanbieter zu wählen – idealerweise einen Anbieter mit dynamischen Preisen.

Solltet Ihr noch Fragen haben, hinterlasst einen Kommentar und ich beantworte nach bestem Wissen und Gewissen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert