Steigname: Wildfährte
Schwierigkeitsgrad Erwachsene: I+ (tw. II)
Schwierigkeitsgrad Kinder: II
Zustieg: ca. 60 Minuten
Steiglänge: ca. 600 Höhenmeter
Kletterzeit: ca. 180 Minuten
Die Wildfährte zählt zu den ältesten Steiganlagen überhaupt und ist datiert um 1878. Ihr ursprünglicher Charakter und die Tatsache, dass sie durch die alpinste aller Rax-Regionen führt, machen diesen Steig zu einem besonderen Erlebnis für Liebhaber klassischer Routen.
In der Literatur ist die Wildfährte einerseits mit Schwierigkeitsgrad B und I bewerten und andererseits als kindertauglich bezeichnet. Ich halte beides für nicht richtig. Warum, ist leicht erklärt:
Diese recht einsame Route auf die Rax, welche durch famose, unvermutet raue Landschaft führt, ist vom Charakter her eher eine alpine Wanderung als ein Klettersteig. Die eigentlich durchgehende Ausgesetztheit und die nicht gerade üppig vorhandenen Versicherungen würden eine Begehung mit Kindern ausschließlich bei konsequenter Nachsicherung im Sinne eines ausgewogenen Risikomanagements moralisch rechtfertigen. Da aber eine lange Strecke zurückgelegt werden muss, wäre eine durchgehende Sicherung per Seil extrem zeitaufwändig und letztlich für Kids vermutlich zu demotivierend.
Man erreicht die Wildfährte ausgehend vom Parkplatz in Hinternasswald nach einem Zustieg von rund einer Stunde. Am Beginn ist ein steiles Schotterfeld zu erklimmen, das zur eigentlichen Einstiegswand führt. Diese ist im Grunde noch wenig ausgesetzt, aber unversichert zu bewältigen. In der Literatur ist diese Wand mit dem Schwierigkeitsgrad I- bewertet. Nach meinem Empfinden handelt es sich bei der Einstiegswand um die klettertechnisch schwierigste Stelle, welche sicherlich mit II bewertet werden muss. Gleich nach der Einstiegswand erreicht man die Schlüsselstelle des Steigs. Diese besteht aus einer ausgesetzten Querung im Schwierigkeitsgrad B, die mir persönlich wiederum gar nicht arg vorgekommen ist. Es folgt “Gehgelände”, das immer wieder von teils versicherten, teils unversicherten Kletterstellen unterbrochen wird. So geht es dahin, bis man die Abzweigung zum Bärenlochsteig erreicht.
Folgt man bei dieser Abzweigung der Wildfährte, beginnt hier der lange, absolut schöne zweite Teil des Steigs. Bester Fels will erstiegen und im oberen I. Grad erklettert werden. Auch hier sind die Versicherungen nicht gerade üppig, obwohl die Ausgesetztheit teilweise recht ordentlich ist. Erst das Ausstiegsstück, das sich im oberen Schwierigkeitsgrad B wunderschön präsentiert, ist wieder durchgängig mit Stahlseil versichert.
Der Ausstieg, der ein Erlebnis für sich ist, führt urplötzlich direkt auf das Raxplateau. Das Zwischenziel Habsburghaus ist bereits zum Greifen nahe – aber leider muss ein Graben umgangen werden, um es zu erreichen, was wieder etwas mehr als eine Stunde kostet. Dafür wird man im Habsburghaus freundlich und mit kulinarischen Hochgenüssen erwartet. Es ist wirklich schön, dort einzukehren und ausgiebig zu rasten, bevor es an den rund 3,5 Stunden langen Abstieg über den Kaisersteig geht.
Fazit: Die Wildfährte ist eine alpine Wanderung mit einzelnen Kletterstellen, die insgesamt ein auch konditionell ernsthaftes Unterfangen ist. Für Kinder eher nicht geeignet bietet sie für Liebhaber ursprünglicher, eher einsamer Routen, ein absolut schönes Erlebnis, das man so ansonsten nur im echten Hochgebirge erleben kann.
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