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Bergsteigen in den Wiener Hausbergen

Durch die Weichtalklamm (A) zur Kienthalerhütte

Vorweg: die Weichtalklamm ist in manchen Klettersteigführern als Klettersteig ausgewiesen (z.B. bei Schall als Klettersteig B/1+). Aufgrund der Beschaffenheit des Geländes und der unausgesetzten Kletterstellen halte ich das für übertrieben, denn niemand wird hier ein Klettersteigset anlegen. Es sind zwar einige Steilstufen (alle versichert) zu überwinden, aber diese sollten für trittsichere, geübte Wanderer keine Probleme darstellen – wiewohl sie sehr schön und anregend sind. Ich würde die Tour als eine Wanderung auf einem schwarzen Weg bezeichnen und stelle sie auch so vor.

„Schwarze Bergwege sind schwierige Bergwege, sie sind lückenlos markiert, schmal, ganz oder zum Teil sehr steil angelegt, oft ausgesetzt und können bei schlechtem Wetter gefährlich sein. Diese Bergwege können auch längere versicherte Kletterpassagen aufweisen (das sind Stellen, die nur mit Gebrauch der Hände überwunden werden können) und sollten daher nur von absolut trittsicheren, konditionsstarken, absolut schwindelfreien, alpin erfahrenen Bergsteigern mit einer den Anforderungen des Weges entsprechenden Bergausrüstung begangen werden“.

Die teils landschaftlich wirklich spektakuläre Tour startet beim Weichtalhaus der Naturfreunde. Dort passiert man den Klettersteig-Übungsklettergarten – und schon ist man in der Klamm. Zuerst geht es durch viel Grün, bevor sich die Klamm immer weiter verengt und die Wände immer höher werden.

Dieser Wechsel zwischen tief eingeschnittenen, engen Canyons und fallweiser Verbreiterungen der Klamm begleiten den Wanderer bis zum Ziel und machen auch den Reiz dieser Route aus. Selten hat man die Möglichkeit, eine Klamm an deren Grund zu durchwandern und hier ist das ein besonders eindrückliches Erlebnis.

Diverse Steilstufen werden mittels Leitern und Versicherungen überwunden. Die Schlüsselstelle hat dabei sicherlich den Schwierigkeitsgrat B, alle anderen Stellen überschreiten A aber nicht. Auch im Sommer führt die Klamm an einigen Stellen etwas Wasser, was für erfrischende Abwechslung sorgt.

Rund 2,5 Stunden und 860 Höhenmeter im Aufstieg dauert es, bis man die urige Kienthalerhütte erreicht – eine einfach bewirtschaftete Hütte, die zur Rast einlädt. Bei gutem Wetter kann man auch (allerdings besser mit vollständiger Klettersteigausrüstung!) den hinter der Hütte liegenden Turmstein zwecks Aussicht erklettern. Oder man könnte weiter (und noch ziemlich lange) auf den Hochschneeberg aufsteigen.

Zurück zum Weichtalhaus geht es über einen schönen Forstweg, später über einen schmaleren Steig in nochmal rund 2 Stunden Gehzeit.

Fazit: Die Weichtalklamm ist ein hochinteressantes Naturjuwel am Fuße des Schneebergs und bietet sich besonders an heißen Sommertagen als sehr lohnender Ausflug (im Schatten) an.

Wie in einer Klamm üblich, war die von mir gemachte GPS-Aufzeichnung nur mit Vorsicht zu genießen. Ich habe sie „normalisiert“ – allerdings um den Preis, dass die Starthöhe nun falsch ist. Also bitte auch diese Version mit Vorsicht genießen 😉

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