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Bergsteigen in den Wiener Hausbergen

Der Traunstein – Wächter des Salzkammerguts

Der Traunstein ist ein Traumberg. Aufgrund der Tatsache, dass alle Wege auf ihn steil, konditionell sehr herausfordernd und technisch schwierig sind, bleibt er für viele auch einfach nur ein Traum. Andere scheitern vielleicht am de facto nicht vorhandenen Verkehrskonzept mit Wucher-Parkpreisen am einzigen Ausgangspunkt für Traunstein-Besteigungen. Wir haben jedenfalls die Herausforderung angenommen und bereuen nichts!

Es gibt drei „Normalwege“ auf den Traunstein: den Hernlersteig, den Naturfreundesteig und den Mairalm-Steig. Allen gemeinsam ist, dass man rund 1.200 Höhenmeter in durchgehend sehr steilem, sehr sonnigem Gelände überwinden muss. An den heikelsten Stellen sind alle drei Steige versichert und Hernlersteig (A/B) sowie der Naturfreundesteig (B) sind in der Literatur deshalb auch – meiner Meinung nach fälschlicher Weise – als Klettersteige geführt. Tatsächlich handelt es sich um schwarze Wege mit sehr vielem – tlw. auch heiklem (SG I – I+) Gehgelände zwischen den Versicherungen. Im Falle von Hernlersteig und Naturfreundesteig empfiehlt sich für alle Besteiger*innen das Tragen eines Helms und für alle, die den Berg noch nicht auswendig kennen, jedenfalls die Benutzung eines Klettersteigsets.

Achtung: in der Literatur wird der Hernlersteig als beliebter Abstiegsweg genannt. Dass das ein Blödsinn ist, geben selbst die leistungsorientieren, stolzen Locals zu. Der einzige sinnvolle Abstiegsweg ist und bleibt der Mairalm-Steig.

Wir starten unsere Tour beim Umkehrplatz der Traunsteinstraße in Gmunden. Unter der Woche darf man hier aktuell gnädiger Weise 48 Stunden lang um EUR 50,00 (!) parken. An Wochenenden nur drei Stunden lang. Alternativ kann man auch mit Bus oder Taxi anreisen. Der Plan ist es, über den Naturfreundesteig aufzusteigen, auf der lieblichen und aussichtsreichen Gmundner-Hütte zu nächtigen und über den Mairalm-Steig (ein roter Wanderweg, der bis zu seinem Ende Konzentration erfordert und nichts für „kniemarode“ Menschen ist) abzusteigen. Dieser Steig ist die einfachste und älteste aller drei Aufstiegsmöglichkeiten.

Was sofort auffällt: die Zeitangabe auf den Wegweisern ist absoluter Humbug. Niemand, der hier zum ersten Mal unterwegs ist, wird den Traunstein vom Parkplatz aus in 3h schaffen. Offenbar müssen sich hier die Wegeerhalter als besonders sportlich hervortun. Anders ist diese Zeitangabe nicht zu erklären. Vom Parkplatz aus geht es nun auf einer Forststraße und durch 2 Tunnel zu einer Brücke, an deren Beginn sich der Einstieg in den Naturfreundesteig befindet. Dieser startet gleich so, wie er die nächsten rund 1.200 Höhenmeter weitergeht. Steil und doch fordernd, aber niemals langweilig und stets mit sensationeller Aussicht.

Im Grunde lässt sich der Steig grob in zwei Abschnitte unterteilen: den „unteren“ Teil bis zur Dreimäderlbank und den darüber liegenden Teil über das Böse Eck. Im ersten Teil wechseln sich anregende versicherte Passagen mit Waldsteigen als Gehgelände ab. Ab der Dreimäderlbank wird der Steig zusehends (sehr) alpin. Sehr viel Schroffengelände ist unversichert zu meistern, die Ausgesetztheit steigt nochmals an. Vor allem beim Bösen Eck und dem Felsenfenster kommt echtes Bergsteigerfeeling auf. Wunderbar!

Leider erreichten wir das Felsenfenster just zu einem Zeitpunkt, als wir in eine Wolke gehüllt waren. Mit der berühmten Aussicht durch das Fenster auf den See wurde es für uns damit nichts. Das hat aber der Freude über diese wunderschöne Passage keinen Abbruch getan. Bald nach dem Bösen Eck erfolgt der Ausstieg direkt beim Naturfreundehaus.

Nach einer kurzen Einkehr geht es weiter Richtung Gmunder Hütte. Dabei passiert man auch den Einstieg in den Mairalm-Steig. Wer also an einem einzigen Tag rauf und runter will, steigt hier gleich wieder ab. Persönlich empfehle ich nicht, den Berg an einem Tag auf- und abzusteigen. Schon alleine wegen der Sonnenuntergänge, aber auch, weil im Abstieg durch Erschöpfung sehr viel passiert am Traunstein. Jedes Jahr sterben hier Menschen. Davon zeugt auch eine eigene Erinnerungsstätte am Fuße des Berges.

So genießen wir also auf der urigen Gmundnerhütte das eine oder andere Bier und einen feinen Sonnenuntergang und warten gespannt auf den nächsten Morgen. In unserem Fall war dieser sehr gewittrig, weshalb wir schließlich auf den übernächsten Morgen warteten 🙂

Nach einem guten Frühstück erfolgt die Besteigung des sehr aussichtsreichen Gipfels. Besonders gut zu sehen: der Dachstein mit seinen Gletschern. Und natürlich der alles bestimmende Traunsee. Herrlicher kann ein Gipfel nicht sein!

Wir steigen schließlich über den Mairalm-Steig ab. Dieser ist im ersten drittel noch sehr alpin, aber auch sehr gut versichert. Klettersteigset und Helm braucht man hier nicht. Nichts desto trotz verlangt dieser Steig ein hohes Maß an Kondition und Konzentration ab, denn er geht wirklich steil durch anspruchsvolles Gelände, das letztlich auch keinen Fehler verzeiht. Allerdings ist der Steig wie gesagt sehr gut angelegt und er sollte für gesunde Wanderer letztlich kein Problem darstellen. Am Ende des Steigs befindet sich linker Hand (max. 10 Minuten Umweg) die Mairalm. Hier ist eine Einkehr Pflicht!

Schließlich wandern wir zurück zum Ausgangsort und beenden so eine aussichtsreiche, anregende, wunderschöne Tour auf den nicht zu unterschätzenden Wächter des Salzkammergutes.

Fazit: Eine Tour auf den Traunstein ist anstrengend, steil, ausgesetzt und „zach“. Aber es gibt kaum einen Berg, dessen Besteigung mehr lohnt, als diesen „Wächter des Salzkammergutes“. Für konditionsstarke, trittsichere und schwindelfreie Bergsteiger*innen ein Muss!

Wie leicht zu erkennen ist, hat das GPS in der folgenden Grafik (am Rückweg vom Mairalm-Steig) an einem Punkt versagt. Wir sind aus dem Graben am Ende nicht nochmals wild aufgestiegen 🙂 … die anderen Daten (wie Höhenmeter, etc.) sind aber korrekt angegeben.

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