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Bergsteigen in den Wiener Hausbergen

Alpine Pilgerfahrt: Puchberg/Schneeberg – Mariazell

Der Plan war es, stets auf Bergen von Puchberg am Schneeberg nach Mariazell zu wandern. Die Wetterlage (und auch ein bisschen die Buchungslage der Gasthöfe im Tal) hat uns dieses Vorhaben leider vereitelt. Dennoch möchte ich unsere – schließlich abgewandelte – Tour und das Originalvorhaben hier vorstellen, da es sich jedenfalls um ein schönes Erlebnis handelt.

Von Puchberg/Schneeberg nach Schwarzau/Gebirge

Wir starten am Bahnhof Puchberg am Schneeberg, von wo aus uns die Salamander-Zahnradbahn in rund 40 Minuten zur Bergstation bringt. Ein bequemer Start also, der es uns ermöglichen sollte, unser Tagesziel in Schwarzau am Gebirge auch wirklich zu erreichen.

Gleich hinter der Bergstation wartet bereits der erste Gipfel: der Waxriegel mit seiner feschen Aussicht. Von dort wandern wir über das Damböckhaus zuerst gemütlich, dann steil auf das Klosterwappen und damit dem höchsten Schneeberggipfel. Schließlich wird die Fischerhütte erreicht, wo eine Einkehr eigentlich zwingend ist. Erstens wird gut gekocht, zweitens ist die Aussicht schön und die Wirtsleute nett und drittens wird es im Verlaufe des Tages keine zweite Einkehrmöglichkeit mehr geben. 

Nach der Mittagsrast folgt der vielleicht schönste Abstieg in den gesamten Wiener Hausbergen – jener über den Schauerstein. Aussichtsreich wandert man rund 500 Höhenmeter hinab, bis der Sattel zwischen Schneeberg und Kuhschneeberg erreicht wird. Dort tauchen wir in einen Märchenwald ein und wechseln bequem zum Kuhschneeberg hinüber und queren ihn zuerst einmal bis ca. zu seiner Mitte (also dem eigentlichen Kuhschneeberggipfel). Vom folgenden Sauboden wollen wir eigentlich über den Steinlehengraben nach Vois absteigen und von dort nach Schwarzau/Gebirge weitergehen. Der Steinlehengraben folgt sehr steilem, unangenehmem Gelände, ist damit quasi die Schlüsselstelle dieser Etappe und da wir auch zwei Hunde mithaben und Regen bereits in der Luft liegt, entschließen wir uns spontan für eine Umgehung, indem wir vermeintliche 2 Kilometer mehr in Kauf nehmen. Wir folgen also der blauen Markierung zum (ehemaligen) Gasthof Singerin. Wie wir später sehen werden, existiert dieses Gasthaus nicht mehr. 

Zuerst werden wir durch einen guten, bequemen Almweg in unserem Umgehungsbeschluss bestärkt. Dieser mündet schließlich in den Schellerwagsteig, einer „steilen Leiten“, die zwar gut markiert ist, aber sicher nicht oft begangen. Der Steig entpuppt sich als um nichts besser als der Steinlehengraben, vor allem auch, weil Regen einsetzt und den ohnehin schon erodierten Steig noch heikler macht. Mühsam wird schließlich ein Forstweg auf halber Höhe zum Höllental erreicht. Nun offenbart sich das eigentliche Problem unserer Umgehung: wir finden auf der anderen Seite der Forststraße den weiteren Verlauf des Schellerwagsteiges nicht mehr und aufgrund des grasigen, steilen Geländes und des mittlerweile recht üppigen Regens entscheiden wir uns, den unteren Teil des Steiges auch nicht weiter zu suchen, sondern der Forststraße zu folgen. An diesem Zeitpunkt ist auch klar, dass wir unser Ziel nicht mehr durch Muskelkraft erreichen werden, denn die Forststraße führt uns kilometerweit weg von unserem Ziel und geht auch noch einen Graben aus. Schließlich wird endlich das Höllental erreicht – und ein Taxi nach Schwarzau gerufen. Denn niemand will nach mehr als 20 Kilometern und mit mehr als 1.500 Höhenmetern im teilweise heiklen Abstieg in den Beinen mehr die 10 Kilometer auf Asphalt zum Bacherlwirt gehen.

Der Bacherlwirt – oder besser: die Bacherlwirtin – ist eine der zwei wesentlichen Nächtigungsmöglichkeiten in Schwarzau/Gebirge. Der Gasthof hat seine große Zeit wohl bereits seit den 1970er-Jahren hinter sich und man darf sich nichts erwarten. Die Dusche/Badewanne ist am Gang, das einzige Klo auch, die Betten quietschen und der Charm der Vergangenheit weht aus wirklich jeder Ecke dieses Gasthofs. Auf der Haben-Seite stehen eine alte, nette Wirtin, eine überraschend solide Küche und das Vorhandensein von Bier. Die Preisgestaltung ebenso.

 

Von Schwarzau/Gebirge zur Gippelhütte

Die heutige Route sollte uns über den Schwarzauer Gippel und die Gippelwand zur Gippelhütte führen (ähnlich dieser Tour: Gippel). Regen und vor allem die weiteren Wetteraussichten des Tages zwingt uns aber, die Route wesentlich zu vereinfachen. So schlagen wir den Weg über das Gscheidl ein. Zuerst entlang der Straße wandern wir, bis wir über einen Forstweg das besagte Gescheidl erreichen. Im Regen und aussichtslos folgen wir der Forststraße zur Gippelalm, wo wir nass, aber glücklich vom überaus netten Hüttenteam empfangen werden.

Zur Gippelalm (bzw. Gippelhütte) ist zu sagen: tolle Wirte, super Essen, günstig und gut. Es gibt ein großes Lager, das zum Schlafen zur Verfügung steht. Den Gippel selbst haben wir witterungsbedingt diesmal aufgrund anhaltenden Nebels gar nicht gesehen.

 

Von der Gippelhütte nach Terz

Diese Etappe hätte uns eigentlich zuerst auf den Gippel und danach über den Gippelgrat zum Göller und schließlich nach Maria am Gscheid führen sollen. Von dort wäre es dann tags darauf nach Mariazell gegangen.

Lange überlegen wir und warten ab, schließlich entscheiden wir uns aufgrund des starken und vor allem anhaltenden Nebels auch hier für eine Umgehung, die uns bereits heute nach Mariazell bringen soll. So steigen wir ab zurück auf das Gescheidl und folgen dort – ereignislos – dem manchmal etwas eintönigen, manchmal urigen und abwechslungsreichen burgenländischen Wallfahrerweg nach Mariazell. Es war ein guter Entschluss, da sich Gippel und Göller den ganzen Tag lang in Nebel bzw. eine Wolke hüllten. Auch am Talweg begleitet uns ab und an etwas Regen.

In Terz – einer wohl eher ausgestorbenen Gemeinde – erkennen wir, dass es keine Einkehrmöglichkeit mehr gibt und entscheiden uns, die letzten Kilometer nach Mariazell quasi protesthalber mit unseren mittlerweile erwachsenen Kindern mitzufahren, die zwecks Abholung vom Zielort ohnehin gerade in der Nähe sind.

 

Fazit: Die alpine Pilgerfahrt über Schneeberg, Kuhschneeberg, Gippel und Göller wäre eine feine, beeindruckende und aussichtsreiche Route, die allerdings auch viel Kondition verlangt. Unsere wetterbedingte Ausweichroute war – vor allem aufrund des ersten Tages am Schneeberg – ebenfalls lohnend. Auch wenn es einfacher gewesen wäre, gleich dem (vergleichsweise faden) burgenländischen Wallfahrerweg zu folgen 🙂 

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