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Bergsteigen in den Wiener Hausbergen

Mit Kindern am Teufelsbadstubensteig (B) auf die Rax

Steigname: Teufelsbadstubensteig
Schwierigkeitsgrad Erwachsene: B / I
Schwierigkeitsgrad Kinder: B / I
Zustieg: ca. 60 Minuten
Steiglänge: ca. 400 Höhenmeter
Kletterzeit: ca. 2,5 Stunden

Nachdem ich den Teufelsbadstubensteig voriges Jahr mit einer Kollegin absolviert hatte, machte ich mich kürzlich mit meinen Kindern auf den Weg, um diese wunderbare Route zu klettern. Eine Begehung dieses technisch unschwierigen Steiges ist ob der Gesamtlänge der Tour und der durchgehenden Exponiertheit bzw. Ausgesetztheit des Steiges nur mit geübten, wirklich konditionsstarken Kindern ohne Höhenangst zu empfehlen.

Vorausgesetzt die Kinder erfüllen diese Kriterien und sind im Umgang mit dem Klettersteigset über jeden Zweifel erhaben (und vorausgesetzt, man führt ein (Wander-)Seil mit), ist der Teufelsbadstubensteig sicherlich ein wunderschönes Erlebnis, das man ob seiner Routenführung samt extrem schönen Tief- und Ausblicken so schnell nicht vergisst. Es handelt sich also zu Recht um einen beliebten Rax-Klassiker!

Ich möchte die Route unter dem Aspekt „Begehung mit Kindern“ diesmal etwas ausführlicher beschreiben.

Zur Orientierung: meine Kids sind momentan 9 und 11 Jahre alt. Ausserdem habe ich im Höllental weder Handyempfang, noch existiert ein hinreichendes GPS-Signal. Die unten ersichtliche Aufzeichnung ist daher mit Vorsicht zu genießen.

Der Zustieg
erfolgt über das Große Höllental, das wiederum sehr komfortabel über die kühne Schönbrunnerstiege erreicht wird. Auf bequemen Wegen geht es – ständig leicht bergauf – innerhalb rund einer Stunde zum Einstieg des Teufelsbadstubensteigs. Hier gilt es, eine ausgiebige Rast einzulegen, zu jausnen und menschlichen Bedürfnissen nachzugehen. Denn die Durchsteigung der Wand wird rund drei Stunden in Anspruch nehmen und die Möglichkeiten, eine Klopause einzulegen, sind am Steig naturgemäß eher gering.

Vom Einstieg aus kann man während der Pause bereits die erste Wand studieren und sich so über den Wegverlauf im ersten Teil des Steiges ein Bild machen.

Erster Teil
Der Teufelsbadstubensteig beginnt mit einer steilen, langen Rampe (SG B) und einer Leiter. Nach anregender weiterer Kletterei erreicht man das erste Gehgelände. Gehgelände kommt auf diesem Steig immer wieder vor, wobei selbiges meist – und vor allem zu Recht – ebenfalls versichert ist. An den wenigen unversicherten Stellen des Gehgeländes (bzw. später im dritten Teil des Steiges) muss zwingend besonders auf die Kinder geachtet werden, denn der Pfad ist schmal und die Wand hoch und nahezu senkrecht.

Eine erste längere Rast bietet sich beim Steigbuch an, das man …

Zweiter Teil
… vor der zweiten Leiter findet. Diese zweite, ausgesetzte Leiter endet in einer Überhang-Querung, die eine der schönsten Stellen des Steiges bildet.

Man durchsteigt einen schönen, langen Kamin und landet schließlich nach ca. 2 Stunden im dritten Teil des Teufelsbadstubensteigs.

Dritter Teil
Im letzten Drittel des Steiges enden die Versicherungen und ein Geröllhatscher auf schmalen Pfaden, immer wieder unterbrochen von anregender Kletterei im Schwierigkeitsgrad I auf überraschend gutem Fels, führt durch den Rest der Wand. Dieser Teil dauert mit Kindern aber dennoch rund 1 Stunde und (wichtig!) sollte nicht ohne (Wander-)Seil absolviert werden. Ich löse das so, dass ich die Kinder im Vorstieg gehen lasse. So ergibt sich, dass ein Kind vorgeht, vom zweiten am kurzen Seil gesichert wird, das wiederum von mir am kurzen Seil gesichert wird. Kurzum: wir bilden eine Dreier-Seilschaft.

Ein Seil ist mit Kindern hier deshalb wichtig, da die Konzentration nach 1 Stunde Zustieg und rund 2 Stunden Kletterzeit in diesem Teil bereits nachlässt und so eventuelle Ausrutscher (die im ungünstigen Fall bis ins Tal führen können) abgefangen werden können.

Nach rund 2,5 bis 3 Stunden ist der Ausstieg erreicht und eine lange Pause fällig.

Der Abstieg
Abgestiegen werden kann vom Ausstieg des Teufelsbadstubensteigs entweder über den Wachthüttelkamm bergab (mühsam, aber notwendig, wenn man zurück zum Auto muss), oder über den Wachthüttelkamm weiter bergauf (weniger mühsam, aber auch noch ein Weg von rund 2 Stunden). Im zweiteren Fall erreicht man die Rax-Seilbahn und kann  sich bequem zu Tale gondeln lassen. Mit Kindern der bessere Weg, sofern man ein Shuttle-Taxi zurück zum Auto organisiert hat.

Fazit: Nur für geübte, konditionsstarke Kinder zu empfehlen ist ein Aufstieg über den Teufelsbadstubensteig ein wunderschönes, alpines Erlebnis, das man nicht so schnell vergessen wird. Zur Recht ein Rax-Klassiker!

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7 Kommentare

  1. goalie76 Mai 9

    Teufelsbadstubensteig hinauf- Wachthüttelklamm hinunter
    mit Kindern 6,5a und 10,5a

    Ein Supererlebnis mit 3mal 30 Min Pausen und ein paar Kurzpausen
    sind wir ca 7,5 Stunden unterwegs gewesen Anfang Mai 2016

    Grundvoraussetzung:
    1) konditionelle Fähigkeiten für 700 HM in An und Abstieg.
    2) möglichst trockenes Wetter
    3) Bergerfahrung der Erwachsenen (Thema Sicherung und Gefahreneinschätzung und min. 120% Einsatzbereitschaft)
    4) Schwindelfrei und Trittfest
    5) komplette Ausrüstung (Helm, Klettergurt und ab 10a Klettersteigset z.B. Buddy Ferrata Skylotec (Tochter hat über 30kg – bis 28-30 kg 100% an ein Seil nehmen, mein Sohn hat aktuell 22kg- er hatte seine Klettersteigsicherung auch im Einsatz beim Aufstieg, neben dem Seil dauert länger aber
    irgendwann muss man ja zum Üben beginnen)- Lebensmittel, Traubenzucker, genug Wasser
    Regenzeugs etc.
    & Planung durch Erwachsene (Reisezeit, Wetter, lange Pausen für die Kinder- Ideal ist natürlich die geplante Tour vorher ohne Kinder zu machen, selbst bei eine B Klettersteig kann eine Querung schon blöd zum Sicheren sein)
    6) anfangs Kinder ohne Rucksack
    7) Pro Kind ein Erwachsener (obwohl meine Tochter die Tour schon ohne Fremdsicherung gemacht hat)

    meine Kinder sind bergerfahren und machen gerne bei den
    Touren mit und haben richtig Spaß am Klettern und
    Berglauf hinunter- regelmäßige Wander- und Bergaufenthalte-
    gelegentlich Kletterkurse – begonnen hat es mit einer kleinen einfachen
    Wanderung über 250HM, vor 4 Jahren mein Sohn war 2,5a alt meine Tochter 6,5a-
    einmal gehen wir als Family dann mit Freunden und ihren Kindern –
    Abwechslung ist wichtig
    mittlerweile geht mein Sohn 800-900HM im Auf- und Abstieg –
    meine Tochter zieht mir schon fast davon 😉

    Mit diesen Hintergrund kann ich diese Tour nur empfehlen!!

    • Christian Schreiter Mai 11 — Autor der Seiten

      Danke für Deinen ausführlichen Bericht!

      Du hast recht. Daher hatte ich bereits in der Einleitung geschrieben: „Eine Begehung dieses technisch unschwierigen Steiges ist ob der Gesamtlänge der Tour und der durchgehenden Exponiertheit bzw. Ausgesetztheit des Steiges nur mit geübten, wirklich konditionsstarken Kindern ohne Höhenangst zu empfehlen.“

      Dann ist das wohl einer der schönsten Klassiker überhaupt.

      • goalie76 Mai 12

        Kennen sie selbst Klettersteige die neben der Teufelsbadstube noch für Kinder (ab 6a) infrage kommen können? (Hohe Wand und Wiener Wald haben wir schon alles durch
        so Halbtagesausflüge- und werden wieder dorthin)- So ein richtiges Bergerlebnis (Tagestour )gibt es (mM. nach) erst ab der Rax.

        • Christian Schreiter Juni 26 — Autor der Seiten

          Servus,

          sorry für die späte Antwort! Aber jetzt: mit Kindern auf der Rax gut machbar ist sicherlich die Wildfährte (kurzes Seil mitnehmen!), das Zahme Gamseck, der Karl-Kantner-Steig und Gretchensteig und Reißtalersteig. Have Fun!

  2. steinerei Juni 19

    Der Wachthüttelklamm-Steig ist mit Kindern bergab aber nicht zu unterschätzen!

    Sind die Tour vor über 10 Jahren ein paar Mal gegangen und auch andere im Höllental. Aber der Abstieg mit den Kindern ist doch noch etwas anderes und sollte wirklich nur mit fitten Kids durchgeführt werden, da nach der langen Dauer doch die Luft ein wenig draußen ist.

    Der Variante Rax-Überschreitung kann ich durchaus etwas abgewinnen.
    Unsere sind 8,5 und 5 Jahre und die Gesamtdauer inkl. Pausen war 5h33min.

    • Christian Schreiter Juni 20 — Autor der Seiten

      Ja, der Wachthüttelkamm ist echt „zach“. Selbst für Erwachsene 🙂

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