Die Türnitzer Alpen sind in gewisser Weise eine Wiege des Bergsports. Jedenfalls startete der alpine Skilauf von hier aus seinen Siegeszug rund um die Welt. Aber auch die ersten Schutzhütten Niederösterreichs wurden rund um Türnitz erbaut und somit begann hier auch die Erschließung der Alpen in Niederösterreich.
Der Erbauer dieser Schutzhütten war der heutige Alpenverein-Gebirgsverein, der zum Zeitpunkt der Errichtung der ältesten Schutzhütte Niederösterreichs, der Türnitzer Hütte, noch als Niederösterreichischer Gebirgsverein firmierte.
Neben der Türnitzer Hütte errichtete mein Arbeitgeber, der Alpenverein-Gebirgsverein, ab 1890 noch weitere Schutzhütten in der Gegend, nämlich das Annabergerhaus, die Julius-Seitner-Hütte und die Lilienfelder Hütte. Grund genug, diese vier Hütten zu einer schönen, sportlich ambitionierten Rundwanderung zu verbinden, die verschiedene Varianten zulässt und so von zwei bis fünf Tage lang dauern kann. Je nach Lust, Laune und Wetter.
Alle Etappen werden in Kürze unter tuernitzer-alpenrunde.at verfügbar sein. Hier möchte ich jene drei Etappen vorstellen, die ich im Herbst 2024 im Zuge der Entwicklung bzw. „Erfindung“ dieses Weitwanderweges absolviert habe – leider bei eher durchwachsenem Wetter am dritten Tag.
Etappe 1 – von Türnitz zum Annabergerhaus
Reist man öffentlich an (empfohlen, da es in Türnitz nicht nur wenig Gastronomie, sondern auch wenige Parkplätze gibt), so folgt man vom Gemeindeamt Türnitz aus der Markierung zur Falkenschlucht. Bei Anreise mit dem Auto parkt man am besten in der Nähe der Schule und begibt sich ebenfalls auf den Weg entlang der Traisenbachstraße zur Falkenschlucht.
Längere Zeit ist man nun auf Asphalt unterwegs, nämlich ca. 5 Kilometer lang. Danach geht der Weg bis zum Eingang besagter Falkenschlucht als sehr angenehme Forststraße weiter. Im Sommer kann man sich zumindest an Samstagen am Eingang der Schlucht an einem Imbissstand laben. Auch ohne geöffnetem Imbissstand sollte man hier aber eine Pause einlegen, denn es folgt mit dem beeindruckenden Naturdenkmal Falkenschlucht der erste alpinere Abschnitt des Tages.
Die Schlucht ist stellenweise eng, wild und romantisch zugleich. Die Hälfte des Weges durch die Schlucht wird dabei auf schmalen, steilen Steigen bezwungen, bevor man auf gut versicherte Stege trifft. Es ist bemerkenswert, welche Kraft dieses kleine Bächlein bei Starkregen oder Schneeschmelze offenbar zu entwickeln im Stande ist. Eine Unmenge an mitgerissenen Bäumen zeugen davon.
Am Ende der Falkenschlucht folgt wieder ein längerer Abschnitt auf guten Forst- und später auch Almwegen. Diese sind überraschend kurzweilig, obwohl man eigentlich im lichten Wald unterwegs ist und daher nur selten einen Blick auf die umliegende Bergwelt erhascht. Diese Belohnung erfolgt erst am Ende des Tages, wenn man das Annabergerhaus am Tirolerkogel erreicht. Zuvor muss aber noch – eigentlich schon knapp vor dem Gipfel – eine unvermittelt steile und sozusagen alpine Passage gemeistert werden, um sich das ausgezeichnete Essen in der Schutzhütte auch tatsächlich verdient zu haben.
Die Aussicht vom Gipfel des des Tirolerkogels (bzw. der Terrasse des Annabergerhauses) ist legendär. Fast alle wesentlichen „Wiener Hausberge“ sind zu bewundern und die der St. Pöltner:innen gleich dazu. Außerdem sehen wir in der Ferne auch das Ziel der nächsten Tage. Und es wird mit den rund 18 km und fast 1.000 Höhenmetern des ersten Tages klar: die Türnitzer Alpenrunde klingt einfach, wird aber alles andere als ein Spaziergang. Absolviert mal alle Etappen, warten 60 Kilometer und mehr als 3.000 Höhenmeter in den nächsten Tagen, um entdeckt und bewältigt zu werden.
Etappe 2 – vom Annabergerhaus nach Türnitz (und weiter zur Julius-Seitner-Hütte)
Die zweite Etappe führt vom Tirolerkogel auf den Eisenstein. Rund 20 Kilometer und 900 Höhenmeter wird man am Ende des Tages in den Beinen haben.
Zunächst führt der Weg über die sehr aussichtsreiche Almenlandschaft des Tirolerkogels. Richtung Eibl gehend wechseln sich schmale Waldsteiglein – meist entlang des Bergrückens – und liebliche Almwiesen ab. Der Weg ist abwechslungsreich, kurzweilig und wird zunehmend lieblicher, je näher man dem Talort Türnitz kommt.
Haben wir Türnitz erreicht, so steht eine Entscheidung an: will man noch einen Tag dranhängen, oder beendet man die Türnitzer Alpenrunde am wieder erreichten Ausgangspunkt und begnügt sich mit der 2-Tages-Variante dieses Weges.
Wer die Berge rund um Türnitz noch weiter entdecken will, setzt nun den Weg auf den Eisenstein mit seiner Julius-Seitner-Hütte fort. Nicht ohne sich zuvor im Supermarkt als einzige Nahrungsmittelquelle des Ortes mit einer Mittagsjause zu versorgen (sofern nicht Sonntag ist).
Schaut man auf die Wegweiser, so sieht es so aus, als würden alle Wege auf den Eisenstein führen. Wir nehmen aber den vom Gemeindeamt aus linkshaltenden Weg über den Knedelhof und den Ortbauer. Eine Zeit lang führt der Weg über eine – allerdings abwechslungsreiche – Asphaltstraße, bevor wir beim Ortbauer den Gipfelsturm antreten. Da man zu diesem Zeitpunkt schon viele Kilometer in den Beinen hat, werden der steile Aufstieg und die doch mehrere hundert zu überwindenen Höhenmeter auf den Eisenstein zur echten finalen Challenge.
Als Preis für die Strapazen des Tages winken die ausgezeichnete Küche der Julius-Seitner-Hütte sowie das eine oder andere Erfrischungsgetränk.
Etappe 3 – von der Julius-Seitner-Hütte nach Schrambach und mit dem Bus zurück nach Türnitz
Nach einem guten Frühstück auf der Julius-Seitner-Hütte sollte man bei dieser Etappe schon früher aufbrechen, denn der Weg ist lang und hat man als Ziel nicht Schrambach (3-Tages-Variante der Türnitzer Alpenrunde) sondern die Lilienfelder Hütte (5-Tages-Variante) im Visier, so erwartet einen ein konditionell doch herausfordernder Tag. Und das, obwohl es sich noch gar nicht um die Königsetappe der Tour gesamtem Tour handelt, die Etappe 4 bereithalten würde.
Etappe 3 beginnt mit einer kurzen, aber sehr aussichtsreichen Querung der Alm am Eisenstein, an deren Ende man an einem Überstieg in den Wald gelangt. Bis zum Himmelbauer – und das sind immerhin mehr als 10 Kilometer – geht es nun durch lichten Wald. Sowohl kleine, schmale Steiglein, als auch breite Forststraßen wechseln sich mit Waldwegen ab und prägen somit diesen Teil der Wanderung, bis man den lieblich gelegenen Himmelbauer mit seiner weitläufigen Alm erreicht. Manchmal kann man dort auch einkehren, aber auch eine Rast am nahen Gipfel samt Gipfelkreuz ist ob der Aussicht ein sehr meditatives Erlebnis.
Wir überqueren die Alm und erreichen wieder Wald, in dem uns ein steiler, aber stets angenehmer kleiner Steig nach Schrambach bringt. Dort angekommen trennt sich der Weg derer, die sich für die 3-Tages-Variante der Türnitzer Alpenrunde entschieden haben (also in diesem Fall ich 🙂 ) von denen, die zur Lilienfelder Hütte weiterwandern. Erstere steigen schräg Vis-a-vis des Bahnhofs und nehmen den Bus nach Türnitz zurück zum Ausgangspunkt, oder fahren von Schrambach gen St. Pölten. Letztere haben noch einen nicht unwesentlichen Aufstieg vor sich. Aber das ist eine andere Geschichte, die auf tuernitzer-alpenrunde.at erzählt wird.
Fazit: Die Türnitzer Alpenrunde wendet sich an Wanderinnen und Wanderer, die gerne längere Etappen in lieblicher Gegend absolvieren und die wesentlichen und aussichtsreichen Gipfel der Türnitzer Alpen kennenlernen und genießen wollen.