Steigname: Kanzelsteig
Schwierigkeitsgrad Erwachsene: III
Schwierigkeitsgrad Kinder: III
Zustieg: ca. 20 Minuten
Steiglänge: ca. 250 Höhenmeter
Kletterzeit: ca. 220 Min.
Der Kanzelsteig auf die Große Kanzel ist einer der Super-Klassiker der Hohen Wand. Und das mehr als zu Recht. In der Literatur mit II+ bewertet, an der alten Einstiegstafel mit II würde ich meinen, es handelt sich streckenweise um einen guten IIIer – größtenteils aber um einen luftigeren IIer.
Das Auto stellt man am besten beim Seiser Toni ab, von wo aus man der Asphaltstraße bis zu ihrer Rechtskurve folgt. An dieser biegt man links auf ein Steiglein ab, das einen im Wesentlichen zum Einstieg des Kanzelsteiges bringt.
Bereits die Einstiegswand ist – obwohl bei Behm mit dem Schwierigkeitsgrad I bezeichnet – eine kompakte, etwas fordernde Sache und sicher eher im Schwierigkeitsgrad II angesiedelt. Hier geht es eine steile Rinne rauf, bis man zum bekannten “Testamentwandl” kommt. Vor diesem bezieht man Stand an einem Baum, der etwas seitlich des Testamentwandls und durch einen Felsblock im Rücken geschützt ist.
Den Schutz braucht man, denn auch wenn diese Steilstufe gar nicht so schwierig ist, wie da und dort beschrieben, so ergeben sich für den Vorsteiger bis zum nächsten Stand genügend Möglichkeiten, kleinere oder größere Steine loszutreten. Diesen möchte man natürlich trotz Helm nicht gerne mit Körperkontakt begegnen.
Nach besagtem Wandl geht es noch eine Seillänge eher gemütlicher weiter, bis man die Rinne final ausquert und in überraschend gutmütiges Gehgelände kommt. Dieses bildet den Übergang vom eher schottrigen (aber dennoch fein zu kletternden) unteren Teil des Kanzelsteiges zum famosen oberen Teil.
Nach dem Gehstück erfolgt recht einfach der immer steiler werdende Aufschwung in einen Strauchkessel. Ab diesem Kessel handelt es sich wohl um die schönste Kletterei der Hohen Wand in diesem Schwierigkeitsgrad. Sehr fein!
Nach links nimmt man den massiveren und nicht allzu einfachen Aufschwung auf den aussichtsreichen Kanzelgrat. Wer glaubt, mehr Genuss kann es nicht geben, wird schon in Kürze eines besseren belehrt. Kurz geht es dem doch sehr ausgeprägten Grat waagrecht entlang. Nach einer kurzen Abkletterpassage wartet auf den Kletterer die sicher genialste IIer-Wand weit und breit.
Hat man diese überwunden, erfolgt wieder ein kurzer Abstieg, gefolgt von der Schlusswand am Grat. Diese ist sehr glatt und sicher im III. Grad angesiedelt. Die Glätte tut dem Genuss aber keinen Abbruch und schon bald erreicht man das Gipfelkreuz der Großen Kanzel.
Von dort kann nun entweder in der Eichert-Hütte eingekehrt und über den Grafenbergweg wieder abgestiegen werden, oder man spaziert zum Hubertushaus und steigt – so wie wir – über den Springlessteig ab.
Fazit: Von allen bisher hier vorgestellten Klettertouren auf die Hohe Wand – neben dem Turmsteig – die lohnenste und fantastischste. Dringende Empfehlung für alle, die mit dem III. Schwierigkeitsgrad gut zurecht kommen. Ein Klassiker!