Steigname: E60
Schwierigkeitsgrad Erwachsene: C/D
Schwierigkeitsgrad Kinder: D
Zustieg: ca. 20 Minuten
Steiglänge: ca. 120 Höhenmeter
Kletterzeit: ca. 60 Min.
Den E60 hatte ich bislang absichtlich ausgelassen und stets auf “irgendwann später” verschoben. Nicht nur, weil er eigentlich etwas abseits der Kletterfelsen der Flatzer Wand liegt, sondern weil er auch aufgrund der Beschreibungen in der Literatur (“erdiger Einstieg”, “im Wald und daher meist naß”, “kurz”) als wenig lohnend erschien.
Kürzlich war der Zeitpunkt da, sich diesen Klettersteig näher anzusehen. Immerhin liegt er nahe genug für ein schnelles Abenteuer und ist daher genau das Richtige für einen erlebnisreichen Halbtagesausflug. Und ich kann berichten: weder ist der Einstieg erdig, noch ist der Steig ultrakurz, noch – außer nach Regen, und da würde ich den E60 wirklich meiden – naß.
Man parkt das Auto in Flatz beim Waldbauern. Von dort geht es – mit minimalem Zustieg von unter 20 Minuten – direkt zum Einstieg des E60. Dieser nutzt einen massiven Felsaufbau mitten im Wald, und es ist genug Platz in einer Mini-Schlucht, um gemütlich das Klettersteigset anlegen zu können.
Bereits die längere Einstiegswand, die den ersten Teil des Steiges abdeckt, hat es in sich und ist sehr knackig angelegt. Von Anfang an klettert man im Schwierigkeitsgrad C, wobei die Schlüsselstelle ein ca. 2 Meter hoher Überhang darstellt (meiner Meinung nach eher C/D als C). Dieser ist glatt und ziemlich trittlos und erfordert ein entschlossenes Reibungsklettern. Überhaupt ist dieser Steig eher etwas für Entschlossene. Kinder sollten hier mit einem Seil nachgesichert werden.
Der Einstiegswand folgt ein sehr kurzes Gehstück, das zur eigentlichen Schlüsselstelle des E60 führt: eine Querung (C/D) über eine steile, glatte Platte. Hier braucht es schon ein gerüttelt Maß an Vertrauen in das Schuhwerk und Erfahrung. Unerfahrenen Klettersteiggehern eröffnet sich allerdings eine Umgehungsmöglichkeit am Beginn des zweiten Stieg-Abschnittes bzw. am Ende des kurzen Gehstückes. Hier kann man eine kleine Stufe erklimmen und auf Steigspur so lange der Wandkante entlang gehen, bis man wieder zum Sicherungsseil am Ende der Platte kommt.
Hat man dieses Stück überwunden, so setzt sich der Steig im Schwierigkeitsgrad A bzw. A/B fort. Man passiert die (aktuell leere) Steigbuchkassette und folgt relativ unschwierig dem Stahlseil bis zum Ausstieg bei einer kleinen Madonna. Von dort sieht man schon die Naturfreundehütte am “Gipfel” der Flatzer Wand. Eine Steigspur führ steil bis knapp vor die Haustür.
Egal ob Einkehr oder nicht: der Abstieg erfolgt bequem entweder über den Fürststeig, oder über den Ternitzersteig oder über den Jubiläumssteig – je nach Lust und Laune.
Fazit: Ein zackiger Steig, der weitaus schöner (und auch schwieriger) als gedacht auf die Flatzer Wand führt. Etwas für das schnelle Vergnügen. Erlebnisreich, fordernd und gut angelegt.